Kloster Lehnin heizt mit grüner Wärme
Die Gemeinde hat Ölheizungen aus öffentlichen Gebäuden verbannt und nutzt lokal erzeugte erneuerbare Energie.
Wie viele Kommunen in Brandenburg muss auch Kloster Lehnin die Energieversorgung öffentlicher Gebäude strengeren Klimaschutzanforderungen anpassen. Im Ortsteil Damsdorf werden bereits ein Schulkomplex und ein kommunales Wohnhaus mit regenerativer Nahwärme sowie eine Kita durch Holzpellet-Kessel beheizt, im Ortsteil Lehnin wird eine Kita über Luftwärmepumpen mit Wärme versorgt.
Mehrere öffentliche Gebäude der 11.000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Potsdam-Mittelmark sind schon energetisch saniert, kein einziges wird mehr mit Öl beheizt.
„Wir sind verstärkt bestrebt, im Rahmen unseres Haushalts und akquirierbarer Fördermittel, Gebäude energetisch zu sanieren und damit CO2 einzusparen“, verweist Sascha Bösenthal, in der Gemeindeverwaltung für Energiefragen zuständig, auf den derzeitigen Schwerpunkt der Aktivitäten. Erneuerbaren Strom erzeugt die Kommune mit zwei Photovoltaikanlagen auf Schulgebäuden im Ortsteil Lehnin. Die EMB betreibt eine öffentliche Ladesäule für Elektroautos in der Kurfürstenstraße und trägt so einen Teil zum lokalen Klimaschutz bei..
Wichtiger Standort für regenerative Stromerzeugung
Darüber hinaus ist Kloster Lehnin wichtig für die überregionale Stromerzeugung. Auf dem Gebiet der Kommune – sie besteht aus 14 ländlichen Ortsteilen und erstreckt sich über 200 Quadratkilometer Fläche – speisen 29 Windräder, ein Solarpark und neun Biogasanlagen seit Jahren deutlich mehr grünen Strom in das öffentliche Netz ein als im Ort verbraucht wird.
Aus einer der Biogasanlagen bezieht die Gemeinde seit 2011 grüne Nahwärme in Damsdorf. Lieferant ist die Nawaro Damsdorf GmbH & Co. KG, die seit 2007 eine Biogasanlage mit zwei Blockheizkraftwerken (BHKW, je 537 kW elektrische und 500 kW thermische Leistung) sowie ein Wärmenetz betreibt.
Die Anlage gehört zu einem Landwirtschaftsbetrieb und verarbeitet Mist und Gülle von 500 Milchkühen sowie 300 Jungtieren, Grünschnitt und Landschaftspflegematerial sowie Mais und Grünroggen zu Biogas und dann zu Strom und Wärme.
„Biogas bietet gute Möglichkeiten für eine grüne Wärmeversorgung“, sagt Timo Wessels, Geschäftsführer der Nawaro Damsdorf und des Agrarbetriebs. Für das Wärmenetz hat er einen Wegenutzungsvertrag mit der Gemeinde geschlossen. Wessels lobt die unkomplizierte Zusammenarbeit.
Öffentliche Fördermittel für Bau des Wärmenetzes
Um Schule, Hort und Turnhalle sowie weitere Wohnhäuser in Damsdorf mit Nahwärme beliefern zu können, baute die Nawaro Damsdorf 2011 innerorts ein zusätzliches Satelliten-BHKW (800 kW elektrisch, 780 kW thermisch). Im letzten Jahr wurden Kirche, Gemeindezentrum sowie weitere Wohnhäuser angeschlossen. Heute beziehen über 60 Gebäude Nahwärme aus Biogas.
„Wir haben etwa 10 Mio. Euro investiert, davon etwa 1,3 Mio. Euro in das Wärmenetz“, resümiert Wessels. Das Netz konnte fast zur Hälfte mit öffentlichen Fördermitteln finanziert werden.
Der Anschluss der Schule an die grüne Nahwärme war „eine gute Entscheidung“, sagt Bösenthal. „Wir würden das sofort wieder machen.“ Energiekosten und CO2-Ausstoß seien deutlich reduziert worden. Die vormalige Ölheizung hatte pro Jahr rund 144 Tonnen CO2 verursacht. Der Energiebedarf war 2010 und 2014 durch Wärmedämmung für Hauptgebäude und Turnhalle verringert worden. Durch die Nahwärmenutzung bleibe auch die Wertschöpfung im Ort, ergänzt Bösenthal. Sein Fazit: „Bis dato gab es keinerlei Probleme.“
Als nächstes soll die Wärmeversorgung des Schulcampus im Ortsteil Lehnin im Zuge der geplanten Erweiterung der Schule modernisiert werden. Bisher kommt die Heizenergie per Wärmeleitung aus einem gasbefeuerten Blockheizkraftwerk der Lehniner Fernwärme und Betriebs GmbH, Tochterunternehmen des privaten Energiedienstleisters Getec.
Jens Teich, Netzwerkmanager des von EMB initiierten kommunalen Energieeffizienznetzwerks (KEEN), an dem Kloster Lehnin beteiligt war, bewertet die frühe Entscheidung für grüne Nahwärme als klaren Startvorteil. „Das rechtzeitige Umstellen der Wärmeversorgung macht sich vor dem Hintergrund der aktuellen klimapolitischen Entwicklungen doppelt bezahlt.”