Grüne Wärme für Rhinow
In der Stadt im Nordwesten Brandenburgs will die EMB das kommunale Wärmenetz erweitern und damit noch mehr Wohnungen und Betriebe mit lokal erzeugter klimaneutraler Heizenergie versorgen.
Kommunale Wärmenetze, am besten regenerativ gespeist, sind für Städte und Gemeinden eine wichtige Option für klimaverträgliche Wärmeversorgung. Was damit für die notwendige Wärmewende möglich ist, zeigt ein Blick nach Rhinow im Havelland.
In dem 1.600-Einwohner-Städtchen im Nordwesten Brandenburgs werden schon seit Jahren kommunale Wohngebäude und eine Turnhalle mit Heizenergie aus einem lokalen Wärmenetz versorgt. Die Wärme wird zum größten Teil aus vor Ort produziertem Biogas erzeugt und genügt damit heute schon allen Klimaschutzanforderungen.
Betreiber des Wärmenetzes ist seit 2018 die EMB Energie Brandenburg GmbH. Das Unternehmen sieht in dem klimaneutralen Wärmenetz eine zukunftsfähige Lösung für klimaverträgliche Wärmeversorgung und plant eine Erweiterung. „Für Rhinow liegt es auf der Hand, das bereits vorhandene Wärmenetz sukzessive auszubauen“, sagt EMB-Geschäftsführer Dr. Jens Horn.
Mehr kommunale Liegenschaften am Wärmenetz
Das Amt Rhinow steht hinter den EMB-Plänen. „Die Erweiterung des vorhandenen Wärmenetzes ist die richtige Antwort für eine zukunftsfähige Wärmeversorgung in der Stadt“, stellt Amtsdirektor Jens Aasmann fest.
„Als Kommune wollen wir selbst möglichst viele Liegenschaften neu an das Wärmenetz anschließen“, bekräftigt Stefan Schneider, Bürgermeister der Stadt Rhinow.
Bislang versorgt die EMB in der Stadt acht Wohnblöcke mit 176 Wohneinheiten und eine Sporthalle mit grüner Wärme. Über eine Heizstation und zwei Wärmestränge mit rund 800 Metern Verteil- und Hausanschlussleitungen wird sie an Nutzer geliefert.
In der ersten Ausbaustufe soll das Wärmenetz im Bereich des Marktplatzes, in der angrenzenden Linden- und der Gartenstraße sowie „An der Worthe“ erweitert werden (siehe Schaubild). Zudem ist geplant, das Heizhaus zu renovieren oder durch einen Neubau zu ersetzen. Die Netzerweiterung der ersten Ausbaustufe erschließt ein Potenzial von rund 60 Wohneinheiten aus privatem und kommunalem Wohnungsbestand, die angebunden werden könnten.
Das Angebot kommt zur rechten Zeit, ist man bei der EMB überzeugt. Auch in Rhinow gibt es noch mehrere Hundert Öl- und Gasheizungen; viele davon sind nach EMB-Erkenntnissen modernisierungsbedürftig.
Grüne Wärme aus Biogas biete eine gute Alternative für bislang fossil erzeugte, auch im Hinblick darauf, dass nach Plänen der Bundesregierung ab 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll.
„Als Energiedienstleister für die Region sehen wir unsere Aufgabe auch darin, nachhaltige Wärmelösungen für unsere Kunden zu entwickeln“, gibt Jens Teich, Referent Kommunen bei EMB, Einblick in den Klimaneutralitätskurs des Unternehmens.
Erneuerbare Wärme für Rhinow würde auch in Zukunft überwiegend aus Biogas erzeugt. Bislang bezieht die EMB den Großteil der Heizenergie über eine 650 Meter lange Leitung aus einer Biogasanlage am Stadtrand, in der aus Mais und Grassilage Biogas produziert und in zwei Blockheizkraftwerken direkt zu Strom und Wärme umgewandelt wird.
Ein Erdgaskessel (920 kW) im Heizhaus sichert die Wärmelieferung gegen Ausfälle ab. Die EMB lieferte im Jahr 2020 knapp 1,4 Millionen kWh Heizenergie an die Wärmekunden. Bei steigendem Bedarf könnte künftig zusätzliche Wärme aus einer zweiten Biogasanlage bezogen werden. Entsprechende Gespräche mit dem Betreiber über deren Anbindung an das Heizhaus der EMB seien aufgenommen worden, so das Unternehmen.
Energiebedarf und Anschlusskosten ermitteln
„Die Energieform Biogas war in Rhinow immer sehr akzeptiert“, obwohl die Biogasanlage „leider seinerzeit sehr nah an Wohngebieten gebaut worden“ sei, merkt Amtsdirektor Aasmann an.
Den künftigen Energiebedarf und mögliche Kosten für die Umstellung von Heizungen soll eine Machbarkeitsstudie ermitteln, die bei einer Unternehmensberatung in Auftrag gegeben wurde. Nach deren Abschluss will die EMB Hausbesitzer über Umstellkonditionen sowie über Zeitpläne für Netzausbau und Verlegen der Hausanschlüsse informieren.
„Je mehr Hauseigentümer sich anschließen lassen, desto günstiger wird es“, rechnet Teich vor. Die EMB wolle zur Finanzierung des Netzausbaus auch Mittel aus der Bundesförderung für kommunale Wärmenetze in Anspruch nehmen.
„Für uns könnte Rhinow ein erstes Projekt sein, in dem wir demonstrieren, wie eine Kommune klimaverträglich mit Wärme versorgt werden kann“, zeigt sich Teich zuversichtlich. Auch Bürgermeister Schneider setzt auf Erfolg: „Wir hoffen, mit gutem Beispiel viele weitere Haushalte für die Umstellung auf Fernwärme begeistern zu können.“