Die EMB Energie Brandenburg GmbH geht mit einer dreiköpfigen Geschäftsführung an den Start. Neben Kathrin Jung und Dr. Jens Horn wird ab Oktober Leif Christian Cropp das Führungsgremium ergänzen. Der studierte Volljurist blickt auf 18 Jahre Erfahrungen auf verschiedenen Positionen im Energievertriebs- und Energiedienstleistungsgeschäft bei E.ON Ruhrgas, E.ON und MVV Energie zurück. Cropp soll sich bei der EMB vor allem um das Geschäft mit klimaneutralen Lösungen in Brandenburg kümmern. In Personalunion wird er zudem Geschäftsführer der GASAG Solution Plus GmbH und die GASAG-Tochter für grüne Energielösungen gemeinsam mit dem bisherigen Geschäftsführer Gunnar Wilhelm leiten.
Kräfte bündeln für Brandenburg
Die neue EMB Energie Brandenburg GmbH will Kommunen bei der Wärmewende mit fundiertem Know-how unterstützen.
Doppelte Power für die Energie- und Wärmewende in Brandenburg verspricht die zum 1. September vollzogene Verschmelzung der SpreeGas Gesellschaft für Gasversorgung und Energiedienstleistung mbH auf die EMB Energie Mark Brandenburg GmbH. Die beiden GASAG-Töchter werden künftig gemeinsam unter dem Namen EMB Energie Brandenburg GmbH mit Sitz in Michendorf firmieren. Der SpreeGas-Sitz in Cottbus bleibt als Zweigniederlassung erhalten.
Die künftige EMB sieht sich als Anbieter von zunehmend klimaneutralen Energieprodukten und Dienstleistungen für Privatkunden, Kommunen, Gewerbe und Industrie sowie als maßgeblichen Wärmeversorger in Brandenburg. Ziel ist, ab 2040 klimaneutral zu wirtschaften.
Das verschmolzene Unternehmen steht für rund 113.000 Erdgas- und über 42.000 Stromkunden, einen Absatz von 5,36 Milliarden Kilowattstunden Gas, über 170 Millionen Kilowattstunden Strom sowie 420 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2022. Es hält Konzessionen in rund 200 Städten und Gemeinden, größtenteils in Brandenburg sowie in Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Kathrin Jung, Geschäftsführerin der SpreeGas und Dr. Jens Horn, Geschäftsführer der bisherigen EMB, werden das neue Unternehmen gemeinsam führen und erläutern im Interview Hintergründe und Ziele.
Frau Jung, Herr Dr. Horn, welche Überlegungen stehen hinter dem Zusammenschluss von Energie Mark Brandenburg und SpreeGas?
Jung: Es war eine strategische Entscheidung, künftige Herausforderungen gemeinsam anzugehen und so als Dienstleister besser wahrgenommen zu werden.
Horn: Wir wollen als Teil der GASAG-Gruppe die Wärmewende in Brandenburg ermöglichen und umsetzen. Dafür bündeln wir unsere Kräfte und führen Systeme zusammen – beispielsweise die Mandanten unserer beiden Abrechnungssysteme – um gemeinsam besser zu werden. Es ist nicht Ziel oder Bestrebung, Arbeitsplätze beziehungsweise Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter einzusparen.
Das neue Versorgungsgebiet besteht aus zwei Teilen, die geographisch nicht zusammenhängen. Ist das kein Problem beim Bündeln?
Horn: Ich sehe das eher als Chance. Wir haben die Möglichkeit, Know-how beider Vorgängerunternehmen auf größerem Gebiet zu nutzen. Zum Beispiel Erfahrungen der SpreeGas beim Bau von Freiflächensolaranlagen oder der bisherigen EMB mit einer breiteren Energieproduktpalette. Das erschließt erhebliches Wachstumspotenzial.
Wie verhindert man als kleinerer Partner einer Fusion, unter die Räder zu kommen, Frau Jung?
Jung: Wir haben nicht das Gefühl, unter die Räder gekommen zu sein. Die Chance mit einem viel größeren Unternehmen tätig zu werden, sehe ich absolut positiv. Auch wenn es weh tut, ein Unternehmen, das man wie ich 20 Jahre begleitet hat, vom Markt verschwinden zu sehen. Für die Kollegen bei SpreeGas ändert sich jedoch sehr wenig, weil unsere Standorte in Cottbus und der Lausitz erhalten bleiben. Wichtig ist zudem, dass wir unsere bekannte Vertriebsmarke SpreeGas weiter bespielen und mit den Produkten bei unseren Privatkunden unterwegs sein werden. Wir sind und bleiben also als „SpreeGas – Die Kraft von hier“ sichtbar.
Ähneln sich die Strukturen so stark, dass ein gemeinsames Agieren wirklich Vorteile bringt?
Horn: Wenn man das bisherige EMB-Versorgungsgebiet abseits des Berliner Speckgürtels sieht, ist das absolut vergleichbar mit dem SpreeGas-Gebiet. Strukturen in weiter von Berlin entfernten Regionen ähneln sehr stark denen in der Lausitz.
Welche Vorteile verspricht die Fusion kommunalen Kunden?
Jung: Die ingenieurtechnische Kompetenz und die Unterstützung durch die GASAG-Gruppe sind wichtige Ressourcen, auf die wir zurückgreifen können.
Horn: Die neue EMB kann den Blick stärker auf Brandenburg richten. Für die Wärmewende, die wir als zentrales Thema sehen, ergeben sich dadurch interessante Optionen.
Die neue EMB plant, ihren Konzessionskommunen eine Beteiligung am Unternehmen anzubieten. Was macht EMB attraktiv für die Kommunen?
Horn: Sie können mitgestalten, was im Unternehmen passiert und an der Wertschöpfung teilhaben. Dafür sollen Kommunen einen qualifizierten Anteil von insgesamt 25,1 Prozent erwerben können. Mit den Optionen, auf EMB als Betreiber von Energieanlagen zurückzugreifen, gemeinsame Projektgesellschaften zu gründen oder bei der kommunalen Wärmeplanung auf Erfahrungen der EMB als großer Wärmeversorger zu bauen. In einer Projektsteuerungsgruppe mit Vertretern von Kommunen sowie des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg erarbeiten wir gerade ein Beteiligungsmodell. Die Umsetzung wird wahrscheinlich zum Jahreswechsel 2024/25 möglich sein. Wir nehmen jedenfalls starkes Interesse auf kommunaler Seite wahr.
Jung: Für Kommunen bedeutet die Beteiligung am Unternehmen auch Teilhabe am Netzeigentum der EMB und somit einen bezahlbaren Schritt in Richtung Rekommunalisierung. Wir sind über unsere Gasnetze schon einer der größten Wärmeversorger in Brandenburg und rücken über die Beteilung noch näher an die Kommunen heran, um mit ihnen gemeinsam klimaneutrale Lösungen zu entwickeln.
Das neue Unternehmen will stärker in den Bau von Erneuerbare-Energien-Anlagen einsteigen. Ist da nicht in Brandenburg die Konkurrenz schon zu übermächtig?
Horn: Eine Konkurrenz um Flächen für Wind- und Solaranlagen gibt es. Wir wollen aber versuchen, in Kooperation mit Kommunen Anlagen primär dort zu entwickeln, wo wir regenerative Energien vor Ort nutzen können, speziell auch für die Wärmewende. Damit erreichen wir höhere Akzeptanz für neue Wind- und Solaranlagen, die sonst häufig auf Gegenwehr stoßen.
Jung: Aktuell erweitern wir gerade die Erzeugungsleistung unseres Solarparks in der Lausitz von 41 auf 53 MW. Es gibt auch noch freie Flächen, wo wir großes Potential für die EMB sehen.