Elektromobil durch die Mark
Auch im dünn besiedelten Brandenburg wächst das Netz der öffentlichen Lademöglichkeiten für Elektroautos. Kommunen und Energieversorger tragen dazu bei.
Elektromobilität im Bundesland Brandenburg ist spätestens seit dem 22. März mit einem wohlklingenden Namen verbunden: Tesla. Der Start der Elektroautofertigung in Grünheide im Landkreis Oder-Spree an diesem Tag sei ein Schlüsselereignis auf dem Weg zu einer modernen Mobilität in Brandenburg, ist man im Potsdamer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie überzeugt. Die Tesla-Produktion werde sich positiv auswirken.
Als zentrale Aufgabe sieht das Ministerium den Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur. Das sei in einem relativ dünn besiedelten Flächenland wie Brandenburg, in dem Pendler längere Strecken zurückzulegen haben als in Ballungszentren, eine Herausforderung.
Das öffentliche Ladenetz für E-Mobile in Brandenburg ist zuletzt deutlich gewachsen. Kommunen und Energieversorger wie die EMB haben in den Ausbau investiert. Laut Bundesnetzagentur standen im Land zum Ende des ersten Quartals 2022 insgesamt 1.030 Normal- und 230 Schnellladepunkte an öffentlichen Ladesäulen bereit. Das Angebot wurde seit Sommer letzten Jahres um etwa 30 Prozent gesteigert.
Mehr Elektroautos brauchen mehr Ladesäulen
Doch das öffentliche Ladenetz wächst nicht mehr genauso schnell wie die Zahl der Elektroautos. Darauf machte im April die Förderbank KfW aufmerksam. In Deutschland sei in den letzten beiden Jahren der Bestand an Elektroautos dreimal stärker gewachsen als die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte. Setze sich dieser Trend fort, könnte dies für die Praxistauglichkeit der Elektromobilität zum Problem werden, so die KfW.
Laut der KfW-Untersuchung steht Brandenburg bei der Versorgung mit öffentlichen Ladesäulen besser da als der Bundesdurchschnitt. In der Mark müssen sich rein rechnerisch 19,7 Elektroautos einen Ladepunkt teilen, deutschlandweit kommen 23 E-Mobile auf einen Ladepunkt. Dabei gibt es in der Mark erst relativ wenige E-Autos. Laut der KfW-Studie waren zuletzt lediglich 1,6 % aller Personenwagen Elektroautos. Im gesamtdeutschen Durchschnitt kommen E-Autos bereits auf einen Anteil von 2,4 %.
Verbesserungen der Ladeinfrastruktur im Land erwartet Brandenburg durch den vom Bund angeschobenen Aufbau von Schnellladeparks an Autobahnen. Diese könnten „manche Lücke schließen“, so eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Jenseits der Autobahnen bleibe der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur an Bundes- und Landstraßen sowie in Unter- und Mittelzentren eine große Herausforderung.
Ein neues Landesprogramm zur Förderung des Ladeinfrastrukturbaus halte die Landesregierung indes aufgrund des Förderangebotes des Bundes aktuell nicht für notwendig, so die Sprecherin weiter. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke plädierte außerdem jüngst in einem Interview dafür, die Autobauer beim Ladesäulenbau stärker in die Pflicht zu nehmen.
Neue Beratungsstelle bei WFBB in Potsdam
In der Landesregierung setzt man zudem auf Beratung und Information zur Elektromobilität. Kommunen und Wirtschaft fachkundig aufklären soll die neu geschaffene „Stabsstelle Anwendung Elektro- und Wasserstoffmobilität“ bei der Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg (WFBB) in Potsdam. Das Wirtschaftsministerium sieht Städte und Gemeinden zudem bei der Umstellung von Bussen, Müll- und Straßenreinigungsfahrzeugen auf Elektroantrieb gefordert.
Laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) wurden in der Mark im vergangenen Jahr insgesamt 6.638 reine Elektroautos neu zugelassen, fast doppelt so viele wie 2020 (3.392 Neuzulassungen). Insgesamt in Deutschland angemeldet waren zum Jahresbeginn 2022 knapp 1,3 Millionen Elektro-Personenwagen, darunter etwa 667.000 rein batterieelektrische Fahrzeuge und 607.000 Plug-in-Hybride. Der Bestand an batterieelektrischen Fahrzeugen hatte sich 2021 in etwa verdoppelt.
Elektroautos können derzeit an bundesweit etwa 50.000 Normal- und 8.700 Schnellladepunkten öffentlicher Ladesäulen mit Fahrstrom versorgt werden. Ziel der Bundesregierung ist, bis 2030 auf 15 Millionen Elektroautos zu kommen. Laut Masterplan des Verkehrsministeriums sollen bis dahin eine Million Ladepunkte zur Verfügung stehen.
EMB kommunal 02|2022
EMB baut die Ladeinfrastruktur aus
Die EMB Energie Brandenburg GmbH betreibt ca. 100 öffentliche Ladepunkte sowie eine Schnellladesäule an rund 30 Standorten in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark, Havelland, Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin. Zudem unterstützt der Energieparter die Kommunen in Westbrandenburg beim Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität.