Photovoltaik-Anlage auf einem großen Feld

Photovoltaik boomt – Windenergie zieht an

20.03.2024 Lesezeit: 5 min Archiv

Bund und Länder forcieren den Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung. Brandenburg steht dabei schon recht passabel da.

Brandenburg sieht sich beim Aufbau einer klimaverträglichen Stromversorgung auf Kurs. Im bundesweiten Vergleich habe das Land bereits die höchste installierte erneuerbare Erzeugungsleistung pro Einwohner vorzuweisen, so das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie in Potsdam. Schon im letzten Jahr konnten demnach rechnerisch knapp 95 Prozent des Stromverbrauchs erneuerbar gedeckt werden.

Spürbar voran ging es 2023 bei der Windenergie. Brandenburg zählte zu den Bundesländern mit dem stärksten Wachstum. Insgesamt 77 neue Turbinen mit 425 Megawatt (MW) Leistung weist eine Anfang 2024 vorgelegte Erhebung des Beratungsunternehmens Deutsche WindGuard für den Bundesverband Windenergie (BWE) und den Anlagenbauverband VDMA Power Systems aus.

Abzüglich stillgelegter Anlagen ergibt das 387 MW Netto-Zuwachs. Die Erhebungen stützen sich auf das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur, in dem alle netzgekoppelten Stromerzeuger registriert werden.

Erfolgreiches Windenergieland Brandenburg

Beim Windkraft-Zuwachs liegt Brandenburg im Ländervergleich auf Platz vier hinter Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. ln der Mark drehten sich Ende 2023 insgesamt 4.039 Windturbinen mit 8.662 MW Leistung; nur Niedersachsen weist unter den Bundesländern mehr Erzeugungskapazität (12.542 MW) auf. Ziel der Landesregierung für 2030 sind 11.500 MW Windenergie; dafür wären 405 MW Zubau pro Jahr erforderlich.

In ganz Deutschland wurden 2023 insgesamt 745 neue Windenergieanlagen mit 3.567 MW Gesamtleistung errichtet – 48 Prozent mehr als im Jahr davor. Abzüglich stillgelegter Anlagen ergibt sich ein Netto-Zubau von 3.033 MW. Damit erzeugten Ende vergangenen Jahres 28.677 Windenergieanlagen mit zusammen 61.010 MW Leistung Ökostrom.

Im vergangenen Jahr wurden bundesweit zudem 80 Prozent mehr Windenergieanlagen an Land genehmigt als 2022 – insgesamt rund 8.000 MW Windkraft-Leistung. Vier Ausschreibungsrunden für Windkraftanlagen waren jedoch unterzeichnet, sodass dem Ausschreibungsvolumen in Höhe von insgesamt 9.829 MW lediglich Zuschläge für 6.399 MW gegenüberstehen. Dennoch verdoppelte sich die Zuschlagsmenge gegenüber dem Vorjahr.

Bis 2030 sollen bundesweit 115.000 MW Windkraft installiert sein. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen jährlich 7.700 Megawatt Windenergie zugebaut werden.

EMB-Solarpark erhöht PV-Leistung im Land

Neben dem Windkraftausbau legte Brandenburg 2023 auch bei der Photovoltaik (PV) deutlich zu. Mit 976 MW zusätzlicher solarer Erzeugungsleistung erreichte das Land erheblich mehr als 2022. Die vom Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) erhobenen Zahlen zur Photovoltaik basieren, wie die Windkraftzahlen, auf Angaben des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur.

Zum Wachstum der erneuerbaren Stromerzeugung beigetragen hat der neue Solarpark Laubsdorf 2 der EMB Energie Brandenburg, der Ende November 2023 ans Netz ging. Die 12-MW-Freiflächenanlage in Neuhausen/Spree in der Niederlausitz ist die bislang größte in einem Stück gebaute PV-Anlage der GASAG-Gruppe.

Das Land Brandenburg lag 2023 beim PV-Zubau im Ländervergleich hinter Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen an fünfter Stelle. Insgesamt waren Anfang 2024 in der Mark rund 6.615 MW installiert. Bis 2030 sind 18.000 MW angestrebt, was etwa eine Verdreifachung der Kapazitäten und rund 1.630 MW jährlichen Zubau erfordert.

Bundesweit stach die Solarenergie 2023 mit einem Rekordausbau hervor: Mit 14.599 MW wurde der Zubau gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Dies ist laut Bundesnetzagentur vor allem auf private PV-Anlagen, aber auch auf neue Anlagen auf gewerblichen Dächern und Freiflächen zurückzuführen. Ende 2023 waren bundesweit rund 82.346 MW Solarleistung am Netz. Künftig müssen jährlich rund 19.000 MW zugebaut werden, um das Ausbauziel von 215.000 MW im Jahr 2030 zu erreichen.

Ausschreibungen für Solaranlagen auf gewerblichen Dächern und Freiflächen deuten auf eine Fortsetzung des Booms hin. Die letzte Ausschreibungsrunde für PV-Freiflächenanlagen im Dezember 2023 endete mit einem Rekord. Noch nie habe es eine derart große Beteiligung gegeben, so die Bundesnetzagentur. Das Ausschreibungsvolumen von 1.610 MW war fast dreieinhalb Mal überzeichnet.

Der in Deutschland im Jahr 2023 erzeugte erneuerbare Strom (251,2 Mrd. kWh) deckte bereits mehr als die Hälfte des Verbrauchs ab, nur noch knapp 50 Prozent mussten konventionell erzeugt werden. Nach Erhebungen der Bundesnetzagentur lag der Anteil des erneuerbaren Stroms an der Netzlast, also am Stromverbrauch, bei 55,0 Prozent (2022: 48,42 Prozent).

Windkraftanlagen an Land und auf See deckten gemeinsam 31,1 Prozent des Stromverbrauchs. Photovoltaik kam auf 12,1 Prozent, Biomasse auf einen Anteil von 8,4 Prozent. Die übrigen 3,4 Prozent entfielen auf Wasserkraft und sonstige Erneuerbare.

Tabelle Stromerzeugung 2023
Stromerzeugung in Deutschland 2023. Quellen: Bundesnetzagentur; Deutsche WindGuard, IWR

EMB kommunal 01|2024

Kommunen profitieren von PV und Windkraft

Das Land Brandenburg hat im Januar einen so genannten Solar-Euro eingeführt. Betreiber von Photovoltaik-Freiflächenanlagen werden verpflichtet, für PV-Anlagen mit mehr als 1 MW Erzeugungsleistung, die ab 2025 ans Netz gehen, eine Abgabe von 2.000 Euro pro Jahr und Megawatt installierter Leistung an die Standortkommune zu überweisen. Der Solar-Euro soll die Bereitstellung weiterer Flächen für PV-Anlagen anregen. Das Geld soll nicht in den allgemeinen Haushalt der Kommune fließen, sondern zweckgebunden, beispielsweise für den Erwerb von Anteilen an Bürgerenergiegesellschaften, eingesetzt werden.

Bereits seit 2020 gibt es einen Wind-Euro in Brandenburg. Betreiber neuer Windkraftanlagen müssen 10.000 Euro Sonderabgabe pro Windrad und Jahr an Gemeinden im Drei-Kilometer-Radius um die Anlage zahlen.

Jens Teich trägt ein dunkles Sakko und helles Hemd und schaut freundlich in die Kamera.

Jens Teich

Referent Kommunen